Um in einer durch zunehmende Internationalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft geprägten Welt zu bestehen und diese aktiv mitzugestalten, genügt es nicht, Fremdsprachen wie Englisch, Französisch und Spanisch sicher zu beherrschen. Damit Menschen mit verschiedenen kulturellen Hintergründen erfolgreich kommunizieren und interagieren können, ist darüber hinaus ein hohes Maß an interkultureller Kompetenz unerlässlich. Das Konzept des bilingualen Geschichtsunterrichts trägt all diesen Anforderungen in besonderem Umfang Rechnung.
Das oberste Ziel des Geschichtsunterrichts ist die Entwicklung eines aufgeklärten Geschichtsbewusstseins und der erfolgreichen Initiierung historischen Lernens. Hierzu sieht der Bildungsplan die methodisch geschulte Anwendung verschiedener prozessbezogener Kompetenzen vor: Frage-, Methoden-, Reflexions- und Orientierungskompetenz auf der Grundlage einer fundierten Sachkompetenz. Im bilingualen Unterricht werden diese Kompetenzen in besonderem Maße gefördert und durch den Einsatz von authentischen Materialien um eine besondere sprachliche und (inter-)kulturelle Dimension erweitert. So spielt neben der eigenen Sichtweise auch die Perspektive des Ziellandes eine Rolle in der Einordnung und Bewertung von historischen Ereignissen und Zusammenhängen. Durch die besonders geförderte Perspektivübernahme, bzw. Multiperspektivität können die Fähigkeiten der Lernenden zu Empathie und (Selbst-) Reflexion vertieft und so eine Reorganisation des Geschichtsbewusstseins bewirkt werden. Die Schülerinnen und Schüler erkennen Zeit- und Standortgebundenheit des menschlichen Denkens sowie die historische Bedingtheit der Gegenwart, setzen sich mit anderen Kulturen sowie deren Geschichte und Geschichtsbildern auseinander und lernen so differenziert zu urteilen und letztendlich zu handeln. Darüber entfaltet sich, wie vom Bildungsplan gefordert, „ihre eigene Identität im Spannungsfeld zwischen der Anerkennung und der Abgrenzung von anderen Identitäten.“ Im interkulturellen Vergleich geht die fremdverstehende Reflexion immer automatisch mit einer Selbstreflexion einher. Als besonders ergiebig erweisen sich in diesem Zusammenhang u.a. Themen in Klasse 8 und 9 wie die Industrielle Revolution, Imperialismus, 1.Weltkrieg / The Great War, Versailler Vertrag, NS-Außenpolitik und Appeasement, 2. Weltkrieg und die sich anschließenden Friedenskonferenzen sowie die britisch-amerikanische Besatzung Deutschlands und die gesamte Nachkriegsgeschichte.
Die Fotos zeigen Schülerinnen und Schüler der Klassen 8 beim Erstellen einer Wandzeitung zur Industriellen Revolution in Großbritannien sowie beim anschließenden interkulturellen Vergleich mit der Entwicklung im Südwesten Deutschlands im TECHNOSEUM in Mannheim.